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BUCH DER LIEBE.





Geheimstes.


|61| „Wir sind emsig nachzuspüren,
Wir, die Anecdotenjäger,
Wer dein Liebchen sey und ob du
Nicht auch habest viele Schwäger.

Denn daß du verliebt bist sehn wir,
Mögen dir es gerne gönnen;
Doch daß Liebchen so dich liebe
Werden wir nicht glauben können.“

Ungehindert, liebe Herren,
Sucht sie auf, nur hört das Eine:
Ihr erschrecket wenn sie dasteht,
Ist sie fort, ihr koost dem Scheine.

|62| Wißt ihr wie Schehâb–eddin
Sich auf Arafat entmantelt,
Niemand haltet ihr für thörig
Der in seinem Sinne handelt.

Wenn vor deines Kaysers Throne,
Oder vor der Vielgeliebten
Je dein Name wird gesprochen
Sey es dir zu höchstem Lohne.

Darum war’s der höchste Jammer
Als einst Medschnun sterbend wollte
Daß vor Leila seinen Namen
Man forthin nicht nennen sollte.


Entstehung: zwischen Januar und Mai 1815,
Originalpaginierung: 61–62
Johann Wolfgang von Goethe
West–oestlicher Divan
Stuttgart 1819


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